Was ist denn bitteschön ein Ökosattva?  Was ein „Öko“ ist, war mir schon klar: die mit den selbstgestrickten Wollsocken und dem Müsli. Auch davon, was ein Bodhisattva ist, hatte ich eine grobe Vorstellung. Aber ein Ökosattva, oder im englischen ecosattva, von diesem Begriff hatte ich noch nie etwas gehört. Auch der Wikipedia war dieses Kofferwort per 14.11.2020 gänzlich unbekannt.

Ein Gespräch mit Kathleen Battke brachte mich dann auf die Spur von David Loy. David setzt sich als Zen-Lehrer stark für den ökologisch engagierten Buddhismus ein. Seine eigene Webseite http://www.davidloy.org stellt hierzu umfangreiches Informationsmaterial bereit. Im Juni 2020 veranstalteten die ZenPeacemakers International durch den gemeinsamen Impuls von Kathleen und David Loy einen Online-Workshop mit David Loy zum Thema „KlimaKrise braucht ÖkoDharma“ in englischer Sprache.

Dieser Workshop war so etwas wie der Startschuss für die deutschsprachigen Peacemaker mit ökologischer Orientierung. Am 31.10.2020 fand unser erster ÖkoDharma-Workshop online statt. Eine lockere Runde teilte in der Struktur des Kreisgesprächs Empfinden, Wünsche und Pläne für eine ökologischere Welt miteinander.

Vertiefend trafen wir uns am 14.11.2020 zu unserem zweiten ÖkoDharma-Workshop. Diesmal ging es etwas konkreter darum, unsere Wünsche und Pläne zu priorisieren und gemeinsame Wege zu ersinnen. Wir stimmten uns mit einer stillen Meditation ein wenig auf das Thema ein, sprachen die fünf ÖkoSattva-Gelübde und tauschten uns anhand im Vorfeld gesammelter Fragen über mögliche konkrete Wege des Miteinanders auf dem ÖkoSattva-Weg aus. Diese bildeten sich aufgrund der Anregung, aus der Liste der vorbereiteten Fragen eine oder mehrere auszuwählen, die jeweils besondere Resonanz erzeugen. Nachstehend ein paar Zitate aus dem Meer der Gedanken:

– Ich arbeite ja beruflich bereits im Thema – Warum reicht mir das nicht? Was will ich
als privater Mensch zusätzlich? Wieso ist das was anderes als im Job?

– Was sagt der Buddhismus zum Verhältnis Mensch und Umwelt? Aus welcher Haltung
heraus agiere ich in meiner Umwelt? Wie kann ich mein Leben konkret verändern, was ist meine Verantwortung als nächstes zu tun? Was erlebe ich und welche Handlungen resultieren daraus?

– Klimakrise als kulturelle und spirituelle Krise – das interessiert mich. Hinterfragen des kapitalistischen Systems – brauchen wir so viel Konsum?

– Grenzen des Wachstums – Beschäftigung mit Wissen hierüber – InterSein, Verbunden sein mit allen Wesen – Brücke zur Tiefenökologie

Gemeinsam war allen das Bedürfnis nach einem Netzwerk, um sich über das innere Geschehen und eigene Projekte auszutauschen. Weniger gehe es um die politische Debatte oder ein konkretes gemeinsames Projekt.

Zum Abschluss der gemeinsamen Zeit praktizierten wir die 3-Schritte-Meditation nach David Loy; Kathleen führte anhand der folgenden drei inspirierenden Fragen durch den inneren Wahrnehmungsspaziergang: Sich für diese Fragen Zeit zu nehmen, kann helfen, die Kompassnadel auf dem Ökosattva-Pfad auszurichten.
– Was habe ich zu geben? Was kann ich realistisch anbieten? Über welche Ressourcen, Talente, Netzwerke, aber auch Limitierungen verfüge ich?
– Was ist zu tun? Was könnte ich konkret tun? Was sehe ich an Notwendigkeiten? Wo kann ich einen Beitrag zur Lösung leisten?
– Wohin ruft mich mein Herz?

Ich freue mich schon auf unser nächstes Ökosattva-Treffen am 12.12.2020

Jörg Bretz