Von Claudia Hiepe:
Auch nach zwei Wochen hallt der Ökosattva Tag vom 17.10. bei mir nach und ich fühle mich reich beschenkt und gestärkt. Am 17.10. trafen wir uns im Mehrgenerationenwohnprojekt Amaryllis in Bonn: Neun Menschen aus verschiedenen Teilen Deutschlands sowie David Loy, der amerikanische Zen-Lehrer; jeder und jede einzigartig und in sehr unterschiedlichen Bereichen tätig. Was uns eint, ist eine langjährige spirituelle Praxis und ein intensives sozial-ökologisches Engagement, die ständig in Wechselwirkung miteinander gehen.
An diesem Tag erspürten wir gemeinsam im Kreis, was in uns rund um die ökologischen Spannungen des Planeten lebendig ist. Teilten ehrlich, ungeschönt und aus dem Moment unsere Versuche, aus einer spirituellen Haltung heraus den Umweltkrisen unserer Zeit zu begegnen. Wir erkundeten unser Bemühen, in Verbindung mit unserem Innersten und unserer Mitwelt zu bleiben, ohne beide Dimensionen als getrennt anzusehen. Und auf unsere Wirkung zu vertrauen, statt uns darauf zu versteifen, möglichst schnell sichtbare Ziele zu erreichen. Wir hörten einander von Herzen zu und erspürten, welche Resonanz der oder die Andere in uns erzeugt. Es war nicht nur ein Gespräch unter uns Zehn; der Kreis war viel größer, intensiv verbunden mit dem Netz des Lebens.
David Loy, der amerikanische Zen-Lehrer, der sich stark für den ökologisch engagierten Buddhismus einsetzt (http://www.davidloy.org) und der das Buch „Ecodharma“ geschrieben hat, reihte sich gleichberechtigt in unseren Kreis ein. Außerhalb des Council-Formats (meditatives Kreisgespräch) gab er wertvolle Hinweise aus seiner Erfahrung mit dem Ecosattva-Retreat-Center in den Rocky Mountains. So zum Beispiel, dass es wichtig sei, Angst und Verzweiflung zu unterscheiden. Unseren Ängsten ins Gesicht zu schauen, helfe diese zu transformieren und kann auch helfen, in Aktion zu kommen. Wenn wir allerdings vorschnell unsere Angst als Verzweiflung benennen, sei die Gefahr viel größer, dass wir uns lähmen und depressiven Gedanken Futter geben. David Loy gab uns auch die 3-Schritte Meditation wieder mit für den Ökosattva-Pfad:
(i) Was habe ich zu geben? Was kann ich anbieten? Über welche Ressourcen, Talente, Netzwerke, aber auch Limitierungen verfüge ich?
(ii) Was ist zu tun? Was könnte ich konkret tun? Was sehe ich an Notwendigkeiten? Wo kann ich einen Beitrag zur Lösung leisten?
(iii) Wohin ruft mich mein Herz?
Von Ute-Christiane Bräuer:
Gemeinsam über den ewigen Kreislauf des Lebendigen nachzudenken, den eigenen Schmerz und den Schmerz aller lebendigen Kreatur anzuerkennen, sich die eigene Ohnmacht einzugestehen brachte uns nicht an den Rand der Verzweiflung.
Es führte uns tief ins Innere, wo wir getröstet, miteinander verbunden und uns unserer Handlungsfähigkeit gegenwärtig sind.
Ich bin sehr dankbar, diese nährende Erfahrung, die noch in meinem Herzen glüht, mit euch zu teilen.