Liebe Freundinnen und Freunde,
am vergangenen Wochenende (08.-10. September) war ich unterwegs mit 7 Peacemaker-Freundinnen und -Freunden, um in der vor 2 Jahren arg betroffenen und zerstörten Region Ahrtal einen Pilgerweg zu gehen. Etliche Menschen hatten damals ihr Leben verloren, und unzählige ihr Lebenswerk sowie Hab und Gut.
Wunderbar organisiert und vorbereitet im Sinne der 3 Grundsätze von den Peacemaker*innen Svenja, Dieter und Patrick war es für mich eine unschätzbare, aber auch strapaziöse Erfahrung in einer Gruppe, die bunt zusammengewürfelt ganz schnell zu einer Gemeinschaft, einer Pilgrim-Community zusammenwuchs.
Einer meiner besonderen persönlichen Aspekte, in dieser Region unterwegs zu sein, war die Nähe zum Geburtsort meiner Mutter in einem Seitental der Ahr.
Treffpunkt war am Freitagnachmittag in Schuld, wo wir im Gemeindehaus der katholischen Pfarrgemeinde übernachten durften. Die Frage der Verpflegung hatten wir im Voraus so gelöst dass jede*r etwas mitbrachte, was dann in die Mitte kam und wovon wir bis zum abschließenden Frühstück am Sonntagmorgen in Altenahr zehren konnten. Das bedeutete auch, dass wir zusätzlich zu unserem Gepäck die Lebensmittel sowie angesichts der großen Hitze am Samstag Trinkwasser mit uns führten.
Der Samstag begann mit einer Meditation in die aufgehende Sonne hinein, und nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg in Richtung Altenahr. Immer wieder machten wir Halt, um unsere Bewegtheit unterwegs in Council und Ritualen (z.B. Verlesen von ausgestorbenen Arten) auszudrücken. Am Ende standen 20 Km auf dem Zu-Fuß-Tacho, und für mich war es eine körperlich große Herausforderung.
Was unterwegs geschah, ist nur schwer zu beschreiben. Wir erlebten im Kontakt mit der Bevölkerung eine sehr starke Herzlichkeit und Dankbarkeit, wenn wir ins Gespräch kamen, zum Beispiel wenn wir darum baten, unsere Wasserflaschen aufzufüllen. Eine Dankbarkeit, die angesichts der großen Verluste und der noch immer sichtbaren Verwüstungen der Zeit gilt, als Scharen von Helferinnen und Helfern freiwillig kamen und anpackten, wo helfende Hände gebraucht wurden. Viele junge Menschen, die bis zur Erschöpfung gearbeitet haben, so hörte ich einen 82-jährigen Mann sagen, der draußen vor seinem Haus ein Fundament für einen neue Mauer aushob.

Ich kann hier gar nicht alles berichten, was uns als Gruppe und als Einzelne berührt und bewegt hat.
Als wir schon bei Dunkelheit in Altenahr ankamen, stellte sich die Frage, die für uns zum Ablauf dazu gehörte:
finden wir einen geeigneten Platz zum Übernachten? Nach einer gemeinsamen Suche fand sich ein abgesperrter Parkplatz hinter der Dorfkirche, wo wir ungestört die Nacht unter dem klaren Sternenhimmel verbringen konnten.
Wir zogen wieder los zur Ortsmitte, wo wir unsere Morgenmeditation, umrahmt von zerstörten Hotels, hielten und nach dem Frühstück aus unseren Resten einen abschließenden Council machten. Es zog uns weiter in die Richtung, wo an diesem Wochenende das Weinfest stattfand und ein holländische Blaskapelle zum Frühschoppen spielte. Dort in der Nähe, auf einem verlassenen Hinterhof, ließen wir uns nieder und feierten zum Abschluss die Zeremonie „Gate of Sweet Nectar“, die sicher einige von euch kennen. Zu nähren die hungrigen Geister rundherum und in uns!
Am Mittag beendeten wir unser Retreat mit einer Abschlussrunde und einem Abschiedsritual, um uns wieder der alltäglichen Welt zuwenden zu können und in alle Richtungen aufzubrechen.
Diese 3 Tage waren eine Kurzform des eigentlich für diesen Herbst geplanten längeren Retreats in dieser Region.
Es war ein (wie ich finde) wunderbarer gelungener Testlauf, und die weiteren Planungen von Svenja, Dieter und Patrick gehen nun ins kommende Frühjahr, um dann für eine längere Zeit noch einmal dort unterwegs zu sein:
Für die hungrigen Geister, als Zeugnis Ablegen angesichts der Auswirkungen der Klimakatastrophe und aus Solidarität (hier beispielhaft) für eine Region, die zufällig heftig davon betroffen war und noch lange darunter leiden wird.

Abschließend möchte ich an die Möglichkeit erinnern, dass am kommenden Samstag wieder die Gelegenheit für unseren Online-Council sein wird (Siehe die Ankündigung im Terminkalender).
Anmeldungen bitte bis 12 Uhr mittags unter anmeldung@zen-peacemakergemeinschaft.de

Es grüßt euch herzlich
Reiner Seido