Die Uhr ist umgestellt, die Abende beginnen nun noch rund sechs Wochen (bis zur Wintersonnenwende) täglich früher. Nicht jedeR hat das Haus voller Familie oder die Kraft, sich allabendlich die Dokumente von Kriegen und Krisen zu Gemüte zu führen.

Zeit für stärkende, ermutigende Lese-Erlebnisse! Hier ein paar Ideen meinerseits – gerne im Kommentar um eigene Empfehlungen ergänzen:

Yuval Noah Harari sagt am Ende eines Beitrags für das TIME-Magazin am 16.10.23 unter dem Titel „The World’s Job During the War on Hamas: Save the Space For Peace„:

„(…) „Die Ziele des Gaza-Krieges sollten klar sein. Am Ende des Krieges sollte die Hamas vollständig entwaffnet und der Gazastreifen entmilitarisiert sein, damit die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen ein menschenwürdiges Leben führen kann und die israelische Zivilbevölkerung ohne Angst an der Seite des Gazastreifens leben kann. Solange diese Ziele nicht erreicht sind, wird der Kampf um die Erhaltung unserer Menschlichkeit schwierig sein. Die meisten Israelis sind im Moment psychologisch nicht in der Lage, sich in die Palästinenser einzufühlen. Unser Geist ist bis zum Rand mit unserem eigenen Schmerz gefüllt, und es bleibt kein Raum, um den Schmerz der anderen auch nur anzuerkennen. Viele der Menschen, die versucht haben, einen solchen Raum zu schaffen – wie die Familie Kutz – sind tot oder schwer traumatisiert. Die meisten Palästinenser befinden sich in einer ähnlichen Situation – auch ihr Geist ist so sehr mit Schmerz gefüllt, dass sie unseren Schmerz nicht sehen können. Aber Außenstehende, die nicht selbst in Schmerz versunken sind, sollten sich bemühen, sich in alle leidenden Menschen einzufühlen, anstatt nur einen Teil der schrecklichen Realität zu sehen. Es ist die Aufgabe der Außenstehenden, dazu beizutragen, einen Raum des Friedens zu erhalten. Wir legen diesen Friedensraum bei euch ab, weil wir ihn im Moment nicht halten können. Kümmert euch für uns darum, damit eines Tages, wenn der Schmerz zu heilen beginnt, sowohl Israelis als auch Palästinenser diesen Raum bewohnen können.

Vielleicht können wir genau dies als PeacemakerInnen jetzt tun: den Raum des Friedens hüten, schützen, pflegen, wo möglich vergrößern, und uns darin aufhalten, damit er warm und willkommenheißend bleibt.  – – –  Auch das ganze Interview lohnt sich zu lesen.

Als neurosensitives Friedenstraining eignen sich auch die „Sieben FriedensLektionen“ unserer Peacemaker-Weggefährtin Dorle; die Lektionen gibt es als Broschüre und als Download und mittlerweile in drei Sprachen (NL/D/E). Am besten direkt an Dorle wenden: dorle@openbewustzijn.nl

Nach dem Abschluss des dritten Zyklus‘ unseres Workshops zu AlltagsKoans meine ich, dass uns die Beschäftigung mit Koans gut dabei unterstützen kann, diese rätselhaften, vor den Kopf stoßenden Zeiten mit Praxis zu durchdringen:

Die Workshop-Reihe hat als Grundlage das Buch „Erwachen im Alltag. Koans, die das Leben schreibt“ von Eve Myonen Marko und Wendy Egyoku Nakao. Lebensnah, humorvoll und weise!

Weitere Koan-Literatur, die auch diesen Workshop inspiriert: „The Bernie Koans„, herausgegeben von ZenPeacemakers International; „Das verborgene Licht„, das die Herausgeberinnen Florence Caplow und Susan Moon auf 100 Geschichten erwachter Frauen aus 2500 Jahren scheinen lassen; und Joan Sutherland’s wunderbares Buch „Through Forests of Every Color. Awakening with Koans„, das 2022 erschienen und bisher nur auf Englisch zu erhalten ist (den Hinweis verdanke ich meiner Schweizer Peacemaker-Weggefährtin Franziska Schneider – merci vielmol dafür!).

Gerade ist wieder das alljährliche Zeugnis-Ablegen-Retreat der ZenPeacemaker in Auschwitz zu Ende gegangen; wer sich nicht scheut, Geschichten zu lesen von Menschen, die an Orten der Grausamkeit Frieden üben und ihr Herz öffnen, mag Heinz-Jürgen Metzgers „Ungetrennte Verbundenheit. Eine buddhistische Auseinandersetzung mit dem Konzentrationslager Weimar-Buchenwald“ studieren wollen. Oder die 70 Zeugnisse in „AschePerlen – Pearls of Ash & Awe. 20 Years of Bearing Witness in Auschwitz with Bernie Glassman and Zen Peacemakers„.

Und schließlich berühren viele von uns neben den Leiden stiftenden Kriegen auch noch die vielfältig ineinandergreifenden ökologischen Krisen. Hier hat David Loy mit „Ökodharma“ reichlich Aufklärendes und aus buddhistischer Perspektive Ermutigendes zu vermitteln.

(Von den letzten drei genannten Büchern – die ohne Verlinkung – habe ich jeweils noch mehrere Exemplare in meinem Lager, das ich gerne auflösen möchte. Deshalb biete ich die Bücher zum Verschenken oder gegen eine selbst gewählte Spende an. Wer Interesse hat, bitte per Mail bekunden: kathleen@zen-peacemakergemeinschaft.de)

Gute Lesezeiten mit „wilden Worten, denen ich folgen kann“, und Büchern, die wie Eispickel in die gefrorenen Meere unserer Gewohnheiten fahren!