Schon lange hatte ich darauf gewartet, mich wieder mit der Deutsch/Belgisch/Niederländischen Gruppe um Svenja Shinsen Wildflower (Hollweg) zu treffen. Dieses Mal, nach der ersten Begegnung im September 2023 mit dem von der Flut in 2021 mit vielen Todesopfern und heftiger Zerstörung immer noch arg zerstörten Ahrtal, waren die Planungen ausgeweitet worden um zusätzliche 2 Tage.
Die Gruppe (außer mir) traf sich bereits am Mittwoch, den 08.05.24 im Hambacher Forst, besser gesagt in dem kleinen Restteil, der davon übrig geblieben ist. Sie schliefen 2 Nächte dort im Wald, und dass ich so früh nicht dabei sein konnte, hat mich geschmerzt.
So stieß ich am Freitag, den 10.05. am Bahnhof Buir dazu, von wo aus der Pilgerweg für mich begann, für die anderen war es jedoch bereits die 2. Etappe des Weges.
Zu Fuß legten wir die rund 7 Km zur Luftwaffenbasis Nörvenich zurück, wo wir mit Aktivist*innen einer Dürener Friedensgruppe zusammentrafen, um dort eine angemeldete Mahnwache vor dem Tor des Stützpunkts zu halten. Die offizielle Bezeichnung der Kaserne ist „Taktisches Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“, Fliegerhorst Nörvenich“. Hinter dem Namen „Oswald Boelcke“ verbirgt sich einer der bekanntesten Jagdflieger des 1. Weltkriegs.
Von Heiner, einem der Aktivisten der Gruppe aus Düren, erfuhren wir in einem aufklärenden Vortrag, dass dort 34 Eurofighter stationiert sind, die im Fall eines Atomwaffeneinsatzes in der Lage sind, die (vermutlich 20) in Büchel stationierten amerikanischen Atomwaffen zu tragen.
Zuvor trafen wir im Bereich links vor dem Tor in einem kleinen Wäldchen auf unsere niederländische Dokumentarfilmerin Ulrike, die uns schon im September im Ahrtal und bei anderen Gelegenheiten begleitet hatte, um für das niederländische Fernsehen einen Film über die ZenPeacemaker in B/NL/D und die Sangha um Frank de Waele Roshi zu machen. In diesem Wäldchen stärkten wir uns kurz mit den mitgebrachten Vorräten, direkt neben einer kleinen Kirche mit Friedhof, die die Reste eines Dorfes markieren, das beim Bau des Stützpunkts weichen musste.
Gemeinsam mit der Dürener Gruppe bewegten wir uns anschließend, das gelbe Holzkreuz aus der Kapelle Lützerath vorneweg, in Gehmeditation auf den Toreingang der Kaserne zu.
Wenige Meter vor dem Eingang – das Tor war natürlich geschlossen – machten wir Halt, die andere Gruppe entrollte ihre mitgebrachten Transparente gegen Krieg und für den Frieden.
Etwa 2 Stunden waren für unsere Aktion genehmigt, und Heiner begann seinen sehr ausführlichen Vortrag über die Entstehung und heutige Bedeutung des Stützpunkts.
Zwei Frauen aus der Friedensgruppe hielten anschließend einen Service mit christlichem Hintergrund, am Beispiel eines alttestamentarischen Textes.
Im letzten Teil war es an uns, die Zeremonie „Gate of Sweet Nectar“ zu feiern. Mit Blick in die Kaserne hinein und sehr berührt lud Svenja Shinsen alle Anwesenden ein, diese für uns an diesem Ort besonders bedeutsame Zeremonie zu zelebrieren. Sie hatte mich vorher gefragt, ob ich den Part des Chanters übernehmen würde. Mit Freude und gerührt von dieser besonderen Aufgabe leitete ich damit ein, „Calling out to Hungry Hearts“ als Vorsänger einmal alleine zu singen, bevor die Gruppe einstimmte.
Nie zuvor war ich in der Lage gewesen, mit meinem ganzen Wesen und aus voller Kraft ähnlich berührt dieses Lied zu singen wie in diesem Moment.
Fast pünktlich, also kurz nach 15 Uhr beendeten wir unsere Mahnwache, und wir 8 bestiegen die zwei zuvor bestellten Taxen, die uns ins etwa eine Autostunde entfernte Ahrtal, nach Schuld bringen sollten…
Teil 2 (der Pilgerweg an der Ahr) folgt in Kürze
Herzlich
Reiner Seido
Danke, Reiner, für deine Beschreibung. So konnte ich ein bisschen mitpilgern!