In unserem Terminkalender hatte Kathleen es angekündigt, und ich hatte mir das Datum im Kalender vorgemerkt:
Die Sangha des Hauses Siddhartha hatte die Initiative des „Netzwerk achtsame Wirtschaft“ aufgegriffen und zum ersten Mal zur Teilnähme an einer Gehmeditation eingeladen, in diesem Jahr unter dem Titel „Einfachheit berühren / Touching Simplicity“.
Ich hatte noch nie von diesem Netzwerk gehört und war überrascht, auf deren Homepage die Ankündigung und einen Hinweis auf die Breite der Veranstaltung des vergangenen Jahres zu finden: am 2. Dezember 2023 hatte die Gehmeditation in 48 Städten und 18 Ländern stattgefunden, und ich hörte, dass es in diesem Jahr weit mehr sein würden. Annähernd 100 Städte in 25 Ländern!

Kathleen musste zu meinem und unserem großen Bedauern ihre Teilnahme auf Grund von Erkrankung absagen, und so machte ich mich alleine auf den Weg ins Villenviertel von Bad Godesberg, das mir aus meinen ersten Erfahrungen mit Meditation vor mehr als 20 Jahren im Haus Siddhartha vertraut war. Die Sangha dort, geleitet von Dr. Paul Köppler in Anbindung an den Intersein-Orden von Thich Nhât Hanh, war meine erste spirituelle Heimat gewesen, bevor ich 2009 den Weg zu den ZenPeacemakern fand.

Strahlendes und kaltes Winterwetter war eine wunderbare Voraussetzung, um entsprechend gekleidet für eine gute Stunde draußen unterwegs zu sein. Zu meiner großen Freude traf ich an der Adresse des jetzigen Gruppenraums der Sangha zunächst Birgit und Susanne an, die für die Organisation verantwortlich waren, sowie einige der ehemaligen Weggefährtinnen aus meiner ersten Zeit dort. Außerdem kamen Paul Köppler und seine Frau Agnes dazu, die ich seit vielen Jahren nicht gesehen hatte. Paul zuletzt im Sommer 2010, als Bernie Glassman Roshi hier in Bonn bei uns übernachtete und die beiden sich in unserer damaligen Wohnung zu einem Interview verabredet hatten, das anschließend in „Buddhismus Aktuell“ veröffentlicht wurde. Die Begegnungen damals wie heute bewegten mich sehr, waren für mich doch wesentliche Erinnerungen an die frühe Zeit meiner Praxis damit verbunden.

Eine Widmung für diese Grenzen-überspannende Veranstaltung wurde verlesen, und 13 Menschen machten sich langsamen Schritts und schweigend auf einen vorausgeplanten Weg über schmale Bürgersteige und über Fußgängerampeln hinweg hinunter zum Rhein. Diese Beschreibung geht für mich einher mit der Absicht, Einfachheit zu berühren und mich von der ruhigen Energie unseres WIR-Felds berühren zu lassen. Eine achtsame Instant-Community, die bei den Passanten immer wieder fragend Blicke aufwarf. Dazwischen ein Stopp am Godesberger Bach, wo Paul ein paar passende Worte fand, am Rhein dann ein Halt am Ufer. Auf dem Rückweg eine Unterbrechung, der Sonne zugewandt, wo Paul noch einmal an die Verbundenheit allen Lebens, unsere Herkunft und Verbindung mit allen Elementen erinnerte, so wie Thây uns Zeit seines Lebens daran erinnert hat.

Zurück nach einer Stunde, war es Zeit, uns bei einer Tasse Tee aufzuwärmen und in der Runde die Erfahrungen zu teilen, die unterwegs gemacht worden waren. Erstaunlich, wie vielfältig und reichhaltig diese noch frisch aus dem Moment geteilt wurden.

Für mich blieb letztlich ein warmes Gefühl von Verbundenheit, Gemeinschaft und einer Sinn-voll genutzten Zeit, in der ein großer Teil unserer Gesellschaft am Tag vor dem ersten Advent durch die Einkaufsstraßen hetzt.

Wir haben es einfach anders gemacht…

Gassho 🙏🏻
Reiner Seido