Im September 2019 saßen wir in der Bonner Innenstadt „Stille Treppe“ – so nannte Bernd die Zeugnis-Ablegen-Meditation auf der Straße, samstags um die Mittagsstunde, da, wo sich die Obdachlosen und Junkies aufhielten. (auf dem Foto sitzt Bernd rechts neben mir, links Thomas; es waren mehr Menschen dabei, die ich aber jetzt nicht fragen kann, ob es ihnen recht ist, dass ihr Bild hier erscheint.)

Seit ich angefangen habe, diesen kleinen Beitrag zu schreiben – dazu bewegt durch das zufällige Entdecken einer Todesanzeige im Bonner Generalanzeiger -, sind weltweit ungefähr 550 Menschen gestorben; es sind aktuell etwa 2 pro Sekunde. Wir wissen, dass die über 50 Kriege massiv dazu beitragen; die meisten dieser Menschen kennen wir nicht, sie haben für uns nicht mal ein Gesicht.

Bernd hatte ein Gesicht. Und nun ist er auch gestorben, mit 65 Jahren. Er war Musiker und Tofu-Unternehmer, und hatte einmal bei Bernie Glassman in dessen New Yorker Zen-Bäckerei gearbeitet. Das hat ihn verändert, und er suchte nach unkonventionellen Wegen, die Praxis des Zeugnis-Ablegens fortzusetzen. Ein Baustein davon waren die Straßenmeditationen. Ungefähr zwei Jahre haben wir das fast regelmäßig einmal monatlich zusammen gemacht, mit weiteren Zen- und PeacemakerfreundInnen. Auch in der Corona-Zeit. Irgendwann zog Bernd sich zurück; es war ihm anzumerken, dass es ihm nicht gut ging.

Nun ist er tot; seine Angehörigen haben einen buddhistischen Metta-Wunsch in die Anzeige gesetzt: Mögen alle Wesen frei sein von Leid.

Mögest du frei sein von Leid, Bernd. Wir haben die Praxis des Innenstadt-Sitzens an wunden Orten schön länger auch ohne dich fortgesetzt, dich stets im Herzen dabei gehabt. Dies werden wir nun weiter, noch liebevoller tun.