Der Buddhismus hat in der KlimaKrise etwas Kostbares anzubieten: Den Bodhisattva-, den Ökosattva-Pfad. Wo sonst lernen wir, unser Innen und Außen, unser Seelenleben mit unserem Alltag zu harmonisieren? Wo sonst üben wir, unsere Eigenverantwortung im WIR wahrzunehmen und zugleich Egozentrik aufzulösen? Vor allem: Was sonst hilft uns, das Unerreichbare konsequent anzustreben, das Unmögliche als einzige Möglichkeit zu sehen? Als die, die die Bodhisattva-Gelübde abgelegt haben, sind wir es gewöhnt, im Widersprüchlichen handlungsfähig zu bleiben.

Über zwei Jahre haben wir virtuell daran gewerkelt – nun hat David Robert Loy auf seiner großen Europa-Rundreise am 26.5.22 Bonn besucht und 24 Stunden mit uns verbracht. Eine Veranstaltung mit über 50 Gästen in der Bonner Innenstadt, herbeigeführt und kooperativ gehalten von einer wunderbaren neuen Träger-Allianz aus PeacemakerGemeinschaft, Netzwerk Buddhismus Bonn, dem Evangelischen Forum Bonn sowie dem Arbeitskreis Philosophisch-psychologische Kaffeehausgespräche Bonn, bildete das Herzstück. David war präsent und leicht im Fluss seiner Erzählung zu den kaum fassbaren Realitäten des Klimawandels und den Möglichkeiten, die in einem tätigen Buddhismus liegen. Die konzentrierte Übersetzung von Heinz-Jürgen Metzger verwob sich mit seinen Worten zu einem einzigen mehrstimmigen Gesang. Im anschließenden Fishbowl wurden Resonanzen geteilt. Am Ende war die Zeit wieder zu flüchtig, um allen Angeregtheiten, Inspirationen, Nachdenklichkeiten den Raum zu verschaffen, den sie verdient hätten.

Eingerahmt waren diese 3 Stunden des Zuhörens und Austauschens von der schönen Möglichkeit, zusammen zu wohnen: Sowohl David als auch drei weitere, von Ferne angereiste Teilnehmende ( Ursula Richard aus Berlin, Manfred Folkers aus Oldenburg, Svenja Hollweg aus Kassel) trafen sich mit Teilen der gastgebenden Sangha (Reiner, Claudia, Thomas, Kathleen) auf den Terrassen des Wohnprojekts am Bonner Stadtrand zum Dämmerungs-Nachklang, am nächsten Morgen zu einer Meditation und TaiChi und zum ausgiebigen Frühstück. Genussvolle Sangha auf Zeit!

Dann brachte ich David zum Zug Richtung Brüssel/Gent wieder nach Köln, wo ich ihn knapp 24 Stunden zuvor, aus Paris kommend, in Empfang genommen hatte. Während ich dies schreibe, hält er einen Vortrag in Amsterdam.

Ich weiß nicht, ob sich der große Aufwand für Präsenz-Veranstaltungen dieser Art wirklich lohnt, traue mich kaum, die Öko-Bilanz zu erstellen. Was ich aber weiß, ist, dass die Spiegelneuronen freudig tanzten, und dass den Körper- und GehirnZellen eine Dosis Ermutigung zugeführt worden ist, die lange tragen wird. Ich bin meinem „fellow Ecosattva-in-training“ dankbar für seine Präsenz und seinen entschlossenen SanftMut.

Möge Davids tiefes Reflektieren Früchte tragen. Mögen wir – jenseits des Leugnens der Realitäten und desReparierenWollens – angesichts des Unschaffbaren unsere Selbstverpflichtungen wichtig nehmen:

Die Wesen sind unzählbar; ich gelobe, ihnen allen zu dienen. Die Erde ist unwiederbringlich zerstört; ich gelobe, sie zu schützen und zu pflegen. Die Katastrophen und Krisen sind endlos; ich gelobe, mitmenschlich zu bleiben.

P.S.: Davids Vortrag ist mit der Übersetzung als Video aufgezeichnet worden. Demnächst ansehbar, auf Anfrage.

David Loy, Kathleen, Ursula Richard