Geburtstag feiern ist das eine. Etwas anderes ist, das mögliche Überleben einer vom Aussterben bedrohten Art zu feiern. (Oder ist es doch gar nichts anderes, sondern beides „das eine“?)

Als mein Schmerz über das, was wir auf unserem Planeten anrichten – die einen mehr, die anderen weniger, doch sind wir als Spezies nunmal fast alle beteiligt -, wieder mal kaum auszuhalten war, beschloss ich, mich mit einem Wesen anzufreunden, das es vielleicht bald nicht mehr gibt. Die Auswahl fällt grässlich schwer, denn es gibt so viele davon, die durch unser Tun und dessen Folgen ganz im Stillen verschwinden; viele auch, ohne dass wir sie überhaupt kennengelernt haben. Ich dachte: Ich meine es ernst, also will ich etwas finden, was in der Nähe lebt, wo es also für mich realistisch ist, mich darum verbindlich zu kümmern.

Im Januar 2021 las ich in der taz einen Artikel von Ulrike Fokken über Wasserkraftwerke in bayrischen Bächen. Darin war von Flussmuscheln die Rede, und von ihrer Bedrohtheit. Ich erfuhr, dass das letzte nordrhein-westfälische Vorkommen der Flussperlmuschel in einem Bach in der Eifel zu verzeichnen ist – das schaffe ich! Fahre bald hin, um den Perlenbach kennenzulernen. Nehme Kontakt auf zur Biologischen Station Aachen, die ein Programm zur Nachzucht der Muschel und zur Absicherung ihrer Lebensgrundlagen fährt. Ich freunde mich mit der zuständigen Biologin an, darf mit ins Feld, lerne Margaritifera margaritifera kennen, bin bei der Geburt von 320.000 Muschellarven dabei, vermesse die 15jährigen Exemplare…

Lange Rede, kurzer Sinn: Margaritifera hat mein Leben verändert. Und das Nachzuchtprogramm zeigt langsam Wirkung. Vielleicht bleibt sie diesem Planeten erhalten und überlebt mich. Das hoffe ich sehr. Grund genug, sie mit einem Besinnungsnachmittag am 13. Juli gefeiert zu haben – mit NachbarInnen und der Köln-Bonner Peacemaker-Sangha.


Das Projekt kann übrigens noch Spenden gebrauchen; die Förder-Lage ist hier prekär wie überall, wo es um „Kleines“ geht.