Nicht erst durch die Sommerregen-Flutdramen im Westen und Süden Deutschlands, aber bewegt davon, ruft Extinction Rebellion Bonn eine allsamstägliche Mahnwache in der Innenstadt aus. Bis zu den Bundestagswahlen am 26. September soll dort Präsenz gezeigt werden, damit die Dringlichkeit der Klimakrise möglichst vielen KreuzchenMacher*innen zu Bewusstsein kommt.

Ein paar von uns Peacemakern und Freunde sind der Einladung von XR gefolgt, diese ganztägigen Mahnwachen mitzugestalten. So haben wir Ende Juli begonnen, zur Mittagsstunde neben dem Infostand zu meditieren.

Es ist ein Zeugnis-Ablegen inmitten der Geschäftigkeit einer Stadt, die Pause macht von der Pandemie. Zwischen Münster, Postamt und Kaufhäusern, vor dem Beethoven-Denkmal und umringt von Cafés, Bäckereien, Restaurants, sitzen wir in Stille und mit offenen Sinnen. Manche mit geschlossenen, manche mit offenen Augen.

Eine Frau bleibt lächelnd stehen und verneigt sich vor uns in Gassho. Ein angetrunkener Mann erkennt uns als Meditierende und ruft sein Erstaunen darüber lauthals über den Platz. Viele verlangsamen ihren Schritt und lesen „Meditieren für die Erde. 12-12:30 Uhr“, von den XR-Leuten mit Straßenkreise vor uns aufs Pflaster geschrieben; manche laufen auch achtlos über die blauen Buchstaben.

Wim Wenders sagte letztlich, er mache Filme, um einen liebevollen Blick zu entwickeln. Für mich ist die Meditation auf der Straße, umgeben vom Alltagsgetümmel, genau das: Ich nehme wahr, was ist, und mein Blick füllt sich – inmitten meiner Angst und meines Zorns und meiner Hilflosigkeit angesichts der Klimakrise, die die Ungerechtigkeit in der Welt immer weiter vertieft – mit Liebe.

Für die Woche ab 16. August ruft Extinction Rebellion Deutschland zu einer Zusammenkunft nach Berlin: August – Rise-up

 

 

(Fotos: Yvonne von XR, 7.8.2021)